Corona-Lockdown: Museumsdirektoren appellieren an die Politik  |  | Auch Stephan Berg, Direktor des Kunstmuseums Bonn, spricht sich gegen den neuen Lockdown für Museen aus | |
In einer eindringlichen Stellungnahme haben sich über 30 Direktorinnen und Direktoren deutscher Kunstmuseen an die Politiker gewandt und sie aufgefordert, die Schließung ihrer Häuser in der neuen Lockdown-Phase aufzuheben. In dem Schreiben, das unter anderem Stephan Berg vom Kunstmuseum Bonn, Peter Gorschlüter vom Museum Folkwang, Ulrike Groos vom Kunstmuseum Stuttgart, Alexander Klar von der Hamburger Kunsthalle, Eva Kraus von der Bundeskunsthalle in Bonn, Stephan Mann vom Museum Goch, Susanne Titz vom Museum Abteiberg in Mönchengladbach oder Janneke de Vries von der Bremer Weserburg unterzeichnet haben, sprechen sie von einer falschen Entscheidung. Hier der Wortlaut der Erklärung:
„Im Zusammenhang mit den aktuell rasant steigenden Corona-Infektionszahlen haben Bund und Länder umfassende Maßnahmen beschlossen, um die Ausbreitung des Virus zu brechen. Dass gehandelt werden muss, steht außer Zweifel. Dabei sind komplexe Abwägungen zu treffen und schwierige Entscheidungen zu fällen. Erkennbar hat die Politik sich darum bemüht, bei der Gestaltung des neuerlichen Lockdowns differenziert vorzugehen.
Leider jedoch ist der Kulturbetrieb abermals in extremem Maß betroffen und mit ihm die Museen, die zum zweiten Mal in diesem Jahr für mehrere Wochen geschlossen werden sollen. Bei allem Verständnis für die Herausforderungen, die Corona uns allen auferlegt, halten wir das für eine falsche Entscheidung.
Museen gehören schon aufgrund der ohnehin vorhandenen Sicherheitsstandards zu den sichersten öffentlichen Orten. Wie kaum eine andere Bildungsinstitution sind sie in der Lage, ihr kulturelles Angebot auch in Zeiten der Pandemie unter Wahrung aller nötigen Regulierungen aufrechtzuerhalten. Die seit März entwickelten Hygiene- und Abstandsregeln, die Begrenzung der Besucherzahl auf den epidemiologisch empfohlenen Wert sowie der konsequente Verzicht auf Eröffnungen und größere Veranstaltungen haben sich bewährt.
Wenn die Museen nun erneut geschlossen werden, so erscheint dies als eine symbolische Geste. Sie wird allerdings massive Folgen haben – nicht nur für die Museen selbst, die abermals geschwächt werden, sondern auch für das Publikum, dem die Erfahrungen, die sie dort machen, viel bedeuten. Es ist uns unverständlich, warum es möglich ist, Baumärkte, Autohäuser und andere Geschäfte offen zu halten, Museen aber, die über dieselben oder großzügigere Flächen für einen Corona-gerechten Publikumsverkehr verfügen, geschlossen werden. Museen sind öffentliche Bildungsorte. Gerade in diesen Tagen sollten sie unterstützt und gestärkt werden, statt sie erneut in ihrer Rolle und in ihrem Funktionieren zu beeinträchtigen. Wir appellieren deshalb eindringlich an die Verantwortlichen, ihre Entscheidung zu überdenken.“ |